Sport machen trotz Muskelkater - Augen zu und durch oder gefährlicher Ehrgeiz?

Sport machen trotz Muskelkater Sport machen trotz Muskelkater

Endlich ist er überwunden, der innere Schweinehund! Wir haben Sport getrieben, und das nicht zu knapp. Der Beweis? Ein Muskelkater. Jeder Schritt wird zur Folter, die Muskeln brennen und ein paar Stufen auf der Treppe werden zur Zerreißprobe. Aber wir wissen: Das Training hat sich gelohnt und im Körper scheinen sich Muskeln zu befinden, von deren Existenz wir bis dato noch nicht einmal einen blassen Schimmer hatten. Heute ist das nächste Training, nun bloß nicht aufgeben! Aber Moment: Ist Sport machen trotz Muskelkater wirklich eine so gute Idee? Oder gefährden wir damit sogar unsere Gesundheit?

Ist Muskelkater wirklich eine Bagatelle?

Während ein leichter Muskelkater wie eine Trophäe für diszipliniertes Training ge- und ertragen wird, ist ein starker Muskelkater im subjektiven Empfinden eine Qual. Die kleinen Muskelfasern werden gereizt und es schießt Wasser in das Gewebe ein. Dazu kommt es zu einer Art Entzündungsreaktion. Eine Entzündung zeigt sich durch Überwärmung und Schmerzen. Letztere werden zwar gern belächelt, vorzugsweise von denjenigen, die nicht selbst betroffen sind, aber es heißt ja immer so schön, sie seien auch ein Warnzeichen des Körpers. Trotzdem kursiert in Bezug auf Muskelkater oft die Meinung, man solle tapfer durchhalten und weiter trainieren. Auf der anderen Seite gibt es jedoch Warnungen, die Zeichen des Körpers zu ignorieren. Von schweren Verletzungen bis hin zu drohendem Nierenversagen ist da die Rede. Sammelt sich nämlich Gewebsflüssigkeit um die betroffenen Muskelpartien, geht das meist mit einer Übersäuerung einher. Die Flüssigkeit wird abgebaut und die Abbauprodukte müssen über die Nieren ausgeschieden werden. In Extremfällen kommt es zur Überlastung der Niere bis hin zum Versagen des Organs. Das ist zwar selten, aber als Bagatelle kann ein Muskelkater aufgrund dieser Risiken nicht mehr bezeichnet werden.

Das klingt schlimm! Sollte man es lieber gar nicht erst zum Muskelkater kommen lassen?

Diese Frage ist absolut berechtigt aber das Risiko relativiert sich, wenn man folgendes bedenkt: Die Kernfrage lautet nicht, ob man Sport bis zum Muskelkater treiben darf, sondern ob man bei einem bestehenden Muskelkater weiter trainieren sollte. Wenn man beim Sport seine Muskeln und Leistungsfähigkeit aufbauen möchte, muss man dem Muskel einen Anreiz verschaffen zu wachsen. Hat man zum Beispiel nach 30 Kniebeugen seine gefühlte Grenze erreicht, macht man 33 und wird am folgenden Tag sicherlich mit einem Muskelkater belohnt. Entscheidet man sich nun dafür, trotzdem weiter zu machen und peilt 34 oder gar 36 Kniebeuge an, wird man feststellen: Der Körper streikt schon bei weniger als 30 Wiederholungen. Den Schutz vor schweren Konsequenzen haben wir also gewissermaßen schon integriert und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass wir mit lebensbedrohlichen Konsequenzen rechnen müssen. Es ist also in der Regel keine Entscheidung über Leben oder Tod, die wir da fällen, zum Glück! Muskelkater bekommen ist nicht gefährlich, aber wer ihn hat und sich unter Schmerzen Höchstleistungen abverlangt, geht durchaus Risiken ein. Vor allem stellt sich die Frage, aus welchem Grund man sich selbst das antut und ob man vielleicht auch in anderen Lebensbereichen dazu neigt, zu hart zu sich selbst zu sein.

Was ist nun die beste Lösung, wenn man Muskelkater hat?

Sport machen trotz Muskelkater ist möglich, aber viel sinnvoller, sicherer und effektiver ist es, an den Muskelkater-Tagen andere Muskelgruppen zu trainieren und die verkaterten Muskeln zu wärmen und nicht mit Trainingseinheiten zu malträtieren. So klingen die Schmerzen schneller ab und der Muskel ist innerhalb kurzer Zeit wieder leistungsfähig. Über 650 Muskeln hat ein Mensch, somit stehen genug davon zur Auswahl, um sie abwechselnd zu beanspruchen und das Verletzungsrisiko sowie die Schmerzen zu minimieren. Auf die Alarmzeichen des Körpers zu hören, zeichnet einen guten und gesundheitsbewussten Sportler aus.